Arielle und der Drang nach Freiheit

DVD-Kritik: Arielle - die Meerjungfrau
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Disney Films

König Triton regiert die Weltmeere. Glaubt er zumindest, denn seine jüngste Tochter Arielle hat der mächtige König überhaupt nicht im Griff. Die pubertierende Meerjungfrau ist von der Welt der Menschen an Land fasziniert, sammelt Gegenstände von der Oberfläche und geht lieber auf Streifzüge durch alte Wracks anstatt für die hofstaatlichen Konzerte zu proben. Sie braucht ihre Freiheit. So schwimmt sie nach einem Streit mit ihrem Vater an die Oberfläche und beobachtet das Treiben an Bord eines Schiffes. Dabei fällt ihr ein junger Mann auf und sie verliebt sich in ihn. Zurück unter dem Meer gerät sie in die Fänge der bösen Ursula, der Meerhexe. Emotional instabil, wie Arielle in dem Moment gerade ist, lässt sie sich auf einen gefährlichen Deal ein. Die Hexe verleiht ihr eine menschliche Gestalt, aber Arielle muss es innert drei Tagen schaffen, dass der junge Mann, der ein Prinz ist, sich in die Meerjungfrau verliebt. Der Haken dabei: Arielle hat keine Stimme. Die muss Arielle der Hexe nämlich als Zahlung geben. Gelingt es Arielle in den drei Tagen nicht, die Liebe im Prinzen zu wecken, so wird sie zur Gefangenen der Meerhexe. 

 

Zuerst fällt auf, wie klar und farbintensiv der Film auf Blu-Ray wirkt, immerhin ist «Arielle – Die Meerjungfrau» von 1989. Die Techniker, die für die Digitalisierung des Films verantwortlich waren, haben ganze Arbeit geleistet. Auch wenn einzelne Sequenzen schon im Originalfilm digital waren – „Arielle» ist der letzte handgezeichnete Disney-Film - wirkt der Film in HD-Qualität nochmals brillanter. Den Rest macht der Film selbst. Die Songs sind klassisch orchestriert. Allen voran die Calypso-Nummer «Under the Sea», die mit einem Oscar prämierte und heute längst als Klassiker geltende gesungene Appell an Arielle, sie solle die Welt unter dem Meer doch mehr schätzen. Alan Menken (Musik) und Howard Ashman (Text) haben damals den Song geschrieben. Menken bekam ausserdem eine Goldstatue für den Soundtrack des Films. Die Hintergründe sind äusserst aufwändig und stehen in bester Tradition der Meisterwerke von Disney und die Figuren sind lieblich gezeichnet. 

 

Ursula als Referenz an Divine

 

Die Geschichte des 28. Abendfüllenden Zeichentrickfilms von Walt Disney basiert auf dem weltberühmten Märchen von Hans Christian Andersen, «Die kleine Meerjungfrau». Wie es bei Disney Tradition ist, finden sich im Film einige sympathische Figuren. Allen voran Clownfisch Fabius, der treue Begleiter von Arielle, oder die altkluge, aber nur Unsinn redende Möwe, bei der Arielle Rat holt, wenn sie auf neue Schätze der Menschen stösst. Als bedrohliche, in Schwarz gekleidete und mit tintenfischartigen Tentakeln versehene Walküre, wird Ursula, die Meerhexe, gezeichnet. Die Figur ist an die Schauspielerin Divine (Hairspray), die 1988 verstarb, angelehnt. Wie viel Herzblut in dem Film steckt, zeigt sich ausserdem in der rund zweiminütigen Sturm-Sequenz. Alleine dafür wurden zehn Animatoren benötigt, die ein ganzes Jahr für die Szenen arbeiteten. Ein Aufwand, den sich Disney seit «Fantasia » nicht mehr geleistet hat. 

 

Gelohnt hat sich der Arbeitsaufwand auf alle Fälle. Da «Arielle» eine Epoche des Zeichentrickfilms abschliesst und quasi der Türöffner für die Digitalisierung war, so wirkt der Film keineswegs blass, sondern macht viel Freude. Zumal die feine Moral in der Geschichte, ein weiteres Markenzeichen der Disney Zeichentrickfilme, sehr dezent durchschimmert. Denn im Grunde will das Märchen von Arielle sagen, dass es doch Zuhause am schönsten ist. Zwar haben die Macher von Disney, im Unterschied zum Märchen von Hans Christian Andersen, ein Happy End kreiert, aber die Botschaft des Films bleibt trotzdem bestehen. 

 

Arielle - Die Meerjungfrau (USA 1989)

Regie: Ron Clements, John Musker

Laufzeit: 82 Min

DVD/Blu-Raystart: 22. August 2013

 

Patrick Holenstein / Do, 22. Aug 2013